Bis du erwachst by Lola Jaye

Bis du erwachst by Lola Jaye

Autor:Lola Jaye [Jaye, Lola]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: rowohlt
veröffentlicht: 2012-09-25T11:44:19+00:00


«Es ist mein Geburtstag, und ich kann heute tun, was ich will!», erklärte Cara beleidigt. Sie war den Tränen nahe. Lena flocht gerade ihren zweiten Zopf, Caras Lehrerin hatte ihr gesagt, dass sie jetzt ein großes Mädchen sei und große Mädchen nicht weinten. Aber es war einfach nicht gerecht! Lena hatte gesagt, sie dürfte keine Party zu ihrem neunten Geburtstag veranstalten wie ihre Freundinnen.

«Mummy hat aber nein gesagt», meinte Lena und wickelte den Gummi, den sie in der Küche gefunden hatte, um das Ende des zweiten Zopfes.

«Ich hasse Zöpfe! Ich sehe damit aus wie ein Baby!», rief Cara und schob die Unterlippe vor.

«Mummy hat gesagt, dass du nicht feiern darfst, und Daddy können wir ja nicht fragen, denn er ist auf Geschäftsreise in Amerika. Und außerdem würde er auch nein sagen.»

Cara konnte einfach nicht verstehen, wieso sie keine Geburtstagsfeier veranstalten durfte. Mummy würde ohnehin schlafen. Dieser Tage schlief sie doch immer. Normalerweise verließ sie ihr Zimmer nicht vor halb sechs. Manchmal sogar später. Deswegen war das mit der Party doch eine so gute Idee. Und Cara fragte sich, warum das außer ihr keiner kapierte.

«Was treibt ihr Mädchen da?», erkundigte sich Kitty, die plötzlich in der Küche auftauchte, in der es wie in einem Friseursalon aussah. Sie trug Kopftuch und Morgenmantel.

«Ich habe Cara grade die Haare gemacht», erklärte Lena stolz.

«Versucht ein bisschen leiser zu sein, Mädchen, ja? Ich will nicht, dass ihr mich dauernd aufweckt, okay? Wo ist Mills?», fragte sie, setzte sich an den Tisch und unterdrückte ein Gähnen.

«Die sieht fern», erwiderte Lena.

«Hat sie was zu essen gekriegt?»

«Ja, Mummy, ich hab ihr etwas Toast gegeben.»

«Gut», versetzte Kitty und stand auf. «Ich leg mich wieder hin. Lass Millie nicht zu lang vor dem Fernseher sitzen, sie ist erst drei.» Damit verschwand sie in ihrem Zimmer.

Caras neunter Geburtstag rückte heran. Und wie es nicht anders zu erwarten war, ließ sich Kitty den ganzen Tag nicht blicken. Aber diesmal hatte sie sich nicht in ihrem Zimmer eingeschlossen, diesmal war sie ausgegangen. Anscheinend hatte sie von einem Vorsprechtermin gehört, hatte sich schick gemacht und war zum Theater geeilt, um sich dort in der Schlange anzustellen.

Wenn Cara das gewusst hätte, hätte sie natürlich ihre beste Freundin aus der Schule eingeladen, und vielleicht noch ein paar Nachbarskinder. Stattdessen brachte Lena neun kleine Kuchen aus dem Laden an der Ecke mit, versah jeden mit einer Kerze, holte ein Feuerzeug (obwohl sie eigentlich nicht mit Feuerzeug oder Streichhölzern spielen sollten) und zündete sie an. Ganz schlecht war das nicht. Vor allem, als sie bei De La Soul mitsangen, sich gegenseitig mit Sprühsahne bespritzten und die Weihnachtspartyhüte aufsetzten, die sie in der Schule für Kitty und Donald gebastelt und nun unberührt unter dem Spülbecken gefunden hatten. Am Ende wurde es doch noch ein lustiger Tag. Und dafür hatte Lena gesorgt.



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